20 Jahre Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim


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20 Jahre Mittelstandsforschung an der Universität Mannheim war für mehr als 250 Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft Anlass, gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts für Mittelstandsforschung im historischen Rittersaal des Mannheimer Schlosses zu feiern.

1989 vom damaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth und dem Mannheimer VWL-Professor Dr. Gerhard Zeitel ins Leben gerufen, sieht sich das ifm seit seiner Gründung als Bindeglied zwischen Universität, Wirtschaft und Politik. Seit der Berufung von Prof. Dr. Michael Woywode zum Direktor des Instituts für Mittelstandsforschung ist die Bindung an die Universität wieder stärker in den Vordergrund getreten. Prof. Woywode leitet gleichzeitig den Lehrstuhl für Mittelstandsforschung und Entrepreneurship an der betriebswirtschaftlichen Fakultät der Universität Mannheim. Zukünftig wird verstärkt auf problemorientierte Mittelstandsforschung und Gründungsforschung gesetzt, die sich an hohen wissenschaftlichen Standards orientiert. Daneben wird auch den Themen Politikberatung und Wissenstransfer von der Wissenschaft in die mittelständische Wirtschaft große Aufmerksamkeit gewidmet.

Mit Grußworten des Landes, der Stadt und der Universität wurde die Bedeutung des ifm sowohl für die Region als auch insbesondere für das Land Baden-Württemberg sowie den Bund herausgestellt. Als Landesinstitut wurden in der Vergangenheit viele Projekte realisiert, die sowohl dem Land als auch der Stadt Mannheim wertvolle Einsichten in unterschiedliche Themenbereiche boten und die auch in politische Vorgaben umgesetzt werden konnten. Dies betonte vor allem Dr. Gisela Meister-Scheufelen, Ministerialdirektorin im Finanzministerium Baden-Württemberg und Vorstandsmitglied des ifm-Fördervereins. Der Oberbürgermeister der Stadt Mannheim, Dr. Peter Kurz, ging darüber hinaus auf die Funktion des ifm als „Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis“ und auf die damit verbundene Bedeutung des ifm für die Wissenschaftsinfrastruktur der Region ein. Der Prorektor der Universität Mannheim, Professor Dr. Hermann G. Ebner betonte die in den letzten Jahren erheblich verstärkte Anbindung des ifm an die Universität und die positive Zusammenarbeit mit anderen, auch internationalen, Forschergruppen.

Professor Dr. Michael Woywode, Direktor des ifm, erläuterte die derzeitigen Forschungsfelder des ifm und zeigte die Vision des ifm auf, zukünftig zu den führenden deutschen Instituten im Bereich Mittelstandsforschung zu zählen. Zudem betonte er die Rolle des ifm als Netzwerkpartner in der Region.

Die Festvorträge wurden von Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik gehalten.

Prof. Dr. Oliver Holtemöller, Forschungsgruppenleiter am IWH in Halle, ging in seinem Vortrag auf die Perspektiven der Weltwirtschaft nach der Finanzkrise ein.

Hartmut Schauerte, ehemaliger Parlamentarischer Staatssekretär und Mittelstandsbeauftragter der Bundesregierung, nutzte die Gelegenheit, auf die Aufgaben von wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstituten im Bereich der Grundlagenforschung hinzuweisen.

Wolfgang Glauner stellte die Initiative „Entrepreneur des Jahres“ vor. 1986 in Mannheim initiiert und vom ehemaligen Direktor des ifm Mannheim, Professor Dr. Dr. h.c. Eduard Gaugler maßgeblich geprägt, wird dieser Wettbewerb mittlerweile in 50 Ländern ausgetragen. Für die am Wettbewerb teilnehmenden Unternehmen gilt, so Glauner, das Motto: „Nicht mäkeln, sondern machen.“

Nach einer kurzen Pause, musikalisch aufgelockert von der Mannheimer Combo „Poker Kings“, ging Dr. Eggert Voscherau, Aufsichtsratsvorsitzender der BASF SE, auf ethische Fragen in Unternehmen ein. Die provokante These „Setzt unternehmerisches Handeln auch heute noch verantwortliches Handeln voraus?“ konnte er allerdings nicht ohne erhebliche Einschränkungen bejahen. Vor allem die Wiedereröffnung des „Kasinos“ in der Bankwirtschaft sollte allen zu denken geben. Voscherau gab den dringenden Appell aus, die Gier nicht wieder größer als den Verstand werden zu lassen. Die Rolle der Sozialen Marktwirtschaft in der Globalisierung sollte nicht vernachlässigt werden. „Soziale Marktwirtschaft hat die Chance, sich im Prozess der Globalisierung zu bewähren.“

Die anschließende Podiumsdiskussion zum Thema „Familienunternehmen und Wirtschaftskrise“ brachte noch einmal sehr unterschiedliche Charaktere auf die Bühne.

Teilnehmer der Diskussionsrunde waren Wolfgang Grupp, geschäftsführender Gesellschafter von Trigema, Karl-Josef Kraus, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von RolandBerger Strategy Consultants, Claudia Diehm, Vorstandsmitglied der BW Bank, Dr. Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher von Bündnis 90 Die Grünen, Mario Ohoven vom Bundesverband Mittelständische Wirtschaft sowie Jan-Hendrik Goldbeck, Geschäftsführer der Goldbeck GmbH.

Familienunternehmen schlagen sich nach Einschätzung der Teilnehmer in der Krise gar nicht so schlecht. Fehlende Verantwortlichkeiten z.B. im Finanzsektor, aber auch bei den Unternehmen selbst, wurden u.a. als Ursachen für die Krise gesehen. So argumentierte Wolfgang Grupp, Eigentümer und Geschäftsführer des Textilunternehmens Trigema: „In meinem Unternehmen kann es bei einem Scheitern nur einen Schuldigen geben, nämlich mich.“

Wie die Politik in der Krise reagieren muss, wurde sehr unterschiedlich gesehen. Ob auf die derzeitige Wirtschaftskrise mit Steuererleichterungen, oder Steuererhöhungen reagiert werden soll, konnte bei der Diskussion keinen Konsens finden. Zudem rügte Verbandsvertreter Mario Ohoven, dass „kleinere Unternehmen hier viel weniger berücksichtigt wurden als die großen...“.

Auch die Ausgestaltung der Erbschaftsteuer führte zu kontroversen Diskussionen. Während Grünenpolitiker Schick, nach seinen Worten, noch kein Unternehmen vorgestellt wurde, das aufgrund der Erbschaftsteuer Konkurs gegangen wäre, versicherte Ohoven vehement, mehrere solcher Fälle zu kennen. 

Bei der Abschlussfrage, welche Wünsche die Podiumsteilnehmer für die künftige Forschung im Bereich Mittelstand hätten, lag das Feld der Meinungen erwartungsgemäß weit auseinander. Genannt wurden u.a. die erfolgswirtschaftlichen Zusammenhänge zwischen Mittelstand und Volkswirtschaft, Gegenwart und Zukunft der mittelständischen Kunden (aus Sicht der Banken) oder auch die größenbedingten Vorteile von Familienunternehmen.

Beim anschließenden festlichen Empfang hatten alle Gäste noch einmal die Gelegenheit zu einem persönlichen Austausch, mit den Podiumsteilnehmern und Festrednern.

Die Festvorträge werden in einem eigenen Tagungsband veröffentlicht. Nähere Informationen dazu finden Sie demnächst auf der Homepage des ifm oder in der nächsten Ausgabe des infodienstes.

 


26.11.09

 

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