Professionalisierung in Nonprofit-Organisationen


"Wir arbeiten professionell" ist ein häufiges Statement von Nonprofit-Organisationen (NPO). Doch was bedeutet Professionalität, wie stellt sie sich nach außen dar, und wie kann sie von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden? Das Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim (ifm Mannheim) führte im Auftrag von PricewaterhouseCoopers (PwC) eine Studie zur Professionalisierung von NPOs durch.

Aus Sicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie zeigt sich die Professionalisierung von NPO vor allem darin, dass sie verstärkt Managementmethoden einsetzen, um effizientere Strukturen zu schaffen. Doch die Erwartungen ihrer Anspruchsgruppen, der Ressourcengeber, gehen darüber hinaus. Sie können je nach Gruppierung unterschiedlich aussehen. Der Spender fordert Transparenz in der Mittelverwendung von den NPO. Instrumente wie Zertifizierungen und die Einführung überprüfbarer Managementmethoden helfen entscheidend dabei, Anerkennung und somit auch Spenden zu erhalten. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) erwartet formal korrekt gestellte Anträge. Effektivität und Verantwortlichkeit werden von allen Anspruchsgruppen vorausgesetzt. Erfüllen die NPO die spezifischen Erwartungen der Stakeholder, nimmt man sie, abhängig vom Erfüllungsgrad der gestellten Anforderungen, als professionell tätig wahr.

Welche Faktoren sind es nun, die eine NPO in der öffentlichen Wahrnehmung zu einer professionell agierenden NPO machen und wie ausgeprägt wenden die NPO diese an?

Als Untersuchungsgrundlage boten sich vier Faktoren aus der Professionalisierungsforschung an: (1) das Umfeld einer Organisation, (2) das Fachwissen innerhalb der Organisation, (3) die Governance und (4) die eingesetzten Managementmethoden. Anhand der Ausprägung dieser vier Faktoren lässt sich der Grad der Professionalisierung einer Organisation beschreiben und es können mögliche Trends aufgezeigt werden.

Für die Studie wurden 18 Vertreterinnen und Vertreter von NPO aus dem Bereich der Entwicklungszusammenarbeit unterschiedlichster Größe befragt. Die Größe bemisst sich in diesem Fall anhand der Spanne der Jahreseinkommen im Jahr 2008. Sie lag zwischen unter 250.000 Euro (in der Studie „kleine Organisationen“ genannt) und Organisationen mit über 100 Millionen Euro Jahresbudget („große Organisationen“). Die Eingrenzung auf ein Arbeitsthema führte zum einen zu einer besseren Vergleichbarkeit innerhalb der Gruppe. Zum anderen sind diese Organisationen seit der Gründung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) im Jahr 1961 stark in das Blickfeld von Politik und Öffentlichkeit gerückt. Die Aufmerksamkeit der Medien, die finanzielle Förderung durch Individualspender, aber auch die Auflagen für eine staatliche Förderung sind seitdem kontinuierlich gestiegen.

Die Ergebnisse zeigen, dass NPO Chancen zur Professionalisierung wahrnehmen und die genannten Faktoren ausbauen. Aber sie suchen auch intensiv nach Antworten auf die Frage, wie sie ihre  Professionalisierung gestalten können, ohne die Identität ihrer Organisation aufzugeben. Gerade
diese Identität, die geprägt ist durch den solidarischen Grundgedanken, anderen zu helfen, machte bisher ihre Besonderheit aus.

PwC zeichnet seit dem Jahr 2005 jährlich Spendenorganisationen mit dem Transparenzpreis für vorbildliche Berichterstattung aus. Auch das ifm Mannheim befasst sich seit längerem mit Fragestellungen im Bereich der NPO.

Die Studie können Sie gerne bei Alexandra Mannsky (mannsky@ifm.uni-mannheim.de) bestellen.

04.10.10

 

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