Beitrag des ifm im IQ Kongress "Gekommen, um zu bleiben – Zur Zukunft der Integration in Deutschland" 2014. Leitung und Gestaltung des Workshops "Migrationssensible Gründungsberatung in Deutschland: Forschung trifft Praxis."


Welche Zugangsbedingungen und Beratungskonzepte brauchen Gründende mit Migrationshintergrund? Im Workshop "Migrationssensible Gründungsberatung in Deutschland: Forschung trifft Praxis" stellten VertreterInnen aus Wissenschaft und Praxis die besonderen Bedarfe von gründenden MigrantInnen sowie entsprechende Beratungskonzepte vor. René Leicht und Marieke Volkert (ifm Mannheim) präsentierten aktuelle Studien zur Migrantenökonomie in Deutschland, Ralf Sänger der IQ-Fachstelle Existenzgründung stellte einen Beratungsansatz dar und Rainer Aliochin (AAU e.V. Nürnberg) berichtete von Inhalten und Strategien im Beratungsalltag für Existenzgründer.

Die letzten zehn Jahre empirischer Forschung zu Migrantenökonomien in Deutschland zeigen zwei auffällige  Entwicklungen: Einerseits kann unter Personen mit Migrationshintergrund ein starker Gründungsboom beobachtet werden, andererseits scheiden viele von ihnen aus dem Markt wieder aus.

Somit wurde in dem Workshop "Migrationssensible Gründungsberatung in Deutschland: Forschung trifft Praxis" die Frage diskutiert,  wie  migrantische  Gründungen  gefördert  und  wie  deren Nachhaltigkeit  gesichert  werden  kann.
Eine  zentrale  Rolle  nimmt  hier  die  Beratung migrantischer GründerInnen ein, da durch diese wichtige Hilfestellung für die Existenzgründung und -sicherung geleistet werden kann. Eine kleine Zahl an Einrichtungen in Deutschland bietet bereits migrationssensible Beratung an, der Großteil der Regelinstitutionen stellt jedoch keine zielgruppenorientierten Angebote bereit. Gegen solche Angebote spricht, dass eine „Sonderbehandlung“ von Menschen mit Migrationshintergrund zu Stigmatisierung und weiterer Ausgrenzung führen kann. Wenn MigrantInnen allerdings schlechtere Vorraussetzungen für den Weg in die Selbständigkeit aufweisen kann eine Gleichbehandlung in der Beratung auch dazu führen, Benachteiligungen zu reproduzieren oder sogar zu verstärken. 
Welche  Zugangsbedingungen  und  Beratungskonzepte  brauchen  also  Gründende  mit Migrationshintergrund?  Im  Workshop  wurden bisherige  Erkenntnisse  aus  Wissenschaft und Praxis zusammengetragen und in einen analytischen Rahmen gesetzt werden, um hieraus Ansätze zur besseren Beratung von GründerInnen mit Migrationshintergrund zu entwickeln.  Soll in  der  Gründungsberatung  sowohl  Ausgrenzung  als  auch  die  Verstärkung sozialer Ungleichheit vermieden werden, ist beispielsweise zu differenzieren, inwieweit Probleme bei der Gründung durch den Migrationshintergrund oder eher durch die  soziale  Lage  verursacht  werden.  Eine  solche  ursachenorientierte  Vorgehensweise sollte in drei Bereichen vorgenommen werden: beim Zugang zu Beratung, bei den Inhalten sowie der Form der Beratung.
Im Workshop diskutierten unter der Moderation des ifm Vertreter aus Wissenschaft und Praxis, welche besonderen  Beratungskonzepte  für  MigrantInnen  sinnvoll  sind  und  in  welcher  Form  diese angeboten werden können. René Leicht und Marieke Volkert (ifm, Mannheim) stellten dabei Forschungsergebnisse des ifm vor, die die Gruppe und Bedarfe der gründenden MigrantInnen beschrieben und stellten erste Ergebnisse einer Befragung von Beratungseinrichtungen vor. Ralf Sänger von der IQ-Fachstelle Existenzgründung  stellte ein  Beratungskonzept  vor,  das  aus  der  Praxis  für  die  Praxis entwickelt wurde und sich an den Bedarfen der Zielgruppe orientiert. Rainer Aliochin von AAU e.V. berichtete abschließend aus der Beratungspraxis über mögliche Hindernisse und Lösungswege im Beratungsalltag.

11.02.14


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