Aussichten für den deutschen Mittelstand in 2015: Mehr Licht als Schatten


Der niedrige Ölpreis und der hohe Dollarkurs aber auch die einsetzende Erholung verschiedener Länder im Euroraum werden die deutsche Wirtschaft 2015 beflügeln. Davon wird auch der Mittelstand profitieren. Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten

Das Jahr 2015 wird nach Ansicht verschiedener Wirtschaftsexperten besser als erwartet. "Nach derzeitigem Stand und wenn der Ölpreis so niedrig bleibt, wird die Inflation noch niedriger als gedacht, das Wachstum aber besser", sagte beispielsweise Jens Weidmann der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAZ). Europa geht es nicht so schlecht wie mancher glaubt.

Die Prognosen der großen Wirtschaftsforschungsinstitute sagen vielmehr eine Erholung im Euroraum voraus. Dazu kommt das billige Öl. Diese Faktoren wirken wie ein Konjunkturprogramm, das uns nichts kostet. Davon wird auch der Mittelstand zweifellos profitieren.

Angesichts dieser positiven Entwicklungen stellt sich aber die Frage, wozu man geldpolitisch noch eins draufsetzen muß. Diese Frage ist akut, denn es wird erwartet, dass die EZB in absehbarer Zeit damit beginnen wird, in großem Stil Staatsanleihen aufzukaufen, um deflationären Tendenzen in der Euro-Zone entgegenzuwirken. Die bisherigen geldpolitischen Maßnahmen der EZB, wie der Aufkauf von Verbriefungen und neue günstige Refinanzierungsgeschäfte für die Banken haben aber vergleichsweise wenig gebracht. Es steht daher zu befürchten, dass die EZB mit dem Ankauf der Staatsanleihen hohe ökonomische Risiken eingeht ohne dass sie Wachstumsimpulse für Europa setzen kann. Und je mehr sich die eurpäische Notenbank engagiert und damit die Zinskosten für Staaten drückt, desto größer ist die Gefahr, dass Länder wie Frankreich und Italien die nötigen Reformen auf die lange Bank schieben oder andere Länder, die sich bereits im Reformprozess gefinden, in ihrem Reformeifer gebremst werden. Die politischen Risiken, die dieser Reformprozess mit sich bringt, und die am Beispiel Griechenlands schon im Rahmen der Wahlen im Frühjahr 2015 offen zu Tage treten werden, könnten die Finanzmärkte noch erheblich in Bewegung versetzen. Wie es dann für Griechenland weitergeht ist offen und stark abhängig von den Wahlergebnissen.

Kritisch ist auch das neue europäische Investitionsprogramm zu bewerten, das der frisch gewählte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker unter Einbindung privater Investoren initiieren möchte. "Ich gehe davon aus, dass Unternehmer und Unternehmen dann und genau dort investieren werden, wo es sich lohnt", sagt Prof. Woywode, Direktor des Instituts für Mittelstandsforschung an der Universität Mannheim. "Die Invesititionsprojekte, die bisher von den europäischen Ländern vorgeschlagen wurden, sind größtenteils zweifelhafter Natur. Sie werden nicht dabei helfen können, die Wachstumsschwäche, die in manchen der europäischen Mitgliedsländer herrscht, zu beseitigen", fährt er fort. Statt dessen sollten seiner Ansicht nach europaweit möglichst einheitliche, attraktive Rahmenbedingungen für private Investoren geschaffen werden. Die Unternehmer sollen dann unabhängig von staatlichen Subventionen und sonstiger Einflussnahme ihre Investitionsentscheidungen treffen. 

Eine Erschwernis für viele Unternehmen, insbesondere für den Mittelstand, stellt der Mindestlohn dar, der ab dem 1. Januar 2015 in Kraft tritt. Am Institut für Mittelstandsforschung Mannheim befürchtet man, dass er weitreichende Auswirkungen auf die Beschäftigung in vielen Branchen haben wird. Das einzelne Unternehmen wird sich mit Sicherheit gut überlegen, welche Geschäftsaktivitäten sich bei dem erhöhten Lohnniveau noch rentieren, wo es rationalisieren und Lohnkosten einsparen kann oder wo man Leistungen zukünftig besser in Niedriglohnländer vergibt. Es ist unklar, ob die politischen Entscheidungsträger diese Faktoren bei ihrer Entscheidungsfindung zum Mindestlohn ausreichend berücksichtigt haben. Über die Bürokratiekosten, die mit dem Mindestlohn einhergehen, haben sie sich mit Sicherheit keine Gedanken gemacht. Für die Geringqualifizierten ist der Mindestlohn ein Segen und ein Fluch. Diejenigen unter ihnen, die ihre Arbeitsplätze behalten, werden sich über die Lohnerhöhung freuen. Für die anderen Geringqualifizierten aber, die in der Folge der Einführung des Mindestlohns ihre Arbeitsplätze verlieren, wird es schwierig werden, wieder in den Arbeitsmarkt zurückzukehren. Einen Ausweg bietet da nur die zusätzliche Qualifizierung.

Dennoch bleibt es für 2015 dabei: wir erwarten für den Mittelstand in 2015 mehr Licht als Schatten

Michael Woywode


 



28.12.14

 

Initiativen und Portale des ifm: