ifm Mannheim führt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie eine Studie zur Erforschung der Migrantenökonomie in Deutschland durch


"Gründungspotenziale von Menschen mit ausländischen Wurzeln - Entwicklungen, Erfolgsfaktoren, Hemmnisse" so heisst der Titel des jüngsten Forschungsprojektes, das am ifm Mannheim unter der Leitung von Dr. René Leicht, Leiter der Forschungsgruppe "Neue Formen der Selbständigkeit", durchgeführt wird. Erst vor Kurzem hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das ifm Mannheim beauftragt, das Weiterbildungsverhalten in Migrantenunternehmen zu untersuchen.

Seit längerem werden die Gründungsaktivitäten in Deutschland verstärkt durch Menschen mit ausländischen Wurzeln geformt. Ursächlich hierfür sind nicht nur die gestiegenen Zuwanderungszahlen, sondern auch gewandelte Ressourcen- und Nachfragestrukturen, die seit Mitte des letzten Jahrzehnts vorrangig bei Personen mit Migrationshintergrund zu einem Anstieg der Zahl an Selbstständigen führten.

Jedoch mehren sich die Anzeichen dafür, dass diese Dynamik zum Erliegen kommt. Ein wichtiger Faktor ist hierbei die günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt insgesamt, die nicht nur weniger Notgründungen sondern auch attraktive Jobs produziert. Auch jüngere Zuwanderungskohorten profitieren vom Fachkräftebedarf, der derzeit das Feld abhängiger Beschäftigung stärkt. Denn während sich die Selbstständigenquoten der migrantischen und autochthonen Erwerbsbevölkerung noch im Verlauf des letzten Jahrzehnts langsam angenähert haben, hat sich der verbleibende Abstand seitdem nicht mehr verringert. Migrantinnen und Migranten gründen zwar häufiger, aber ihre Unternehmen weisen im Vergleich zu denjenigen der „Einheimischen“ eine geringere Bestandsfähigkeit auf. Mit Blick auf die kommenden Jahre dürften die steigenden Flüchtlingszahlen und ihre Zusammensetzung zusätzlich dazu beitragen, dass sich die Ungleichheit im Zugang zu unternehmerischer Selbstständigkeit und in der Nachhaltigkeit der Unternehmen, die von Personen mit und ohne Migrationshintergrund gegründet werden, noch verfestigt.

Unterm Strich weist also vieles darauf hin, dass das Gründungspotenzial unter Menschen mit ausländischen Wurzeln sowohl insgesamt als auch insbesondere unter einzelnen Herkunftsgruppen noch nicht in genügendem Umfang ausgeschöpft ist und aktuelle Entwicklungen den bisherigen Aufholprozess unter Umständen sogar bremsen. Gleichwohl zeigt der demografische Wandel, dass Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland in wachsendem Maße auf das unternehmerische Engagement von Menschen mit ausländischen Wurzeln angewiesen sind. Dies betrifft nicht nur Neugründungen, denn in Deutschland gibt es auch eine hohe Zahl an inhabergeführten Unternehmen, die dringend eine Nachfolge suchen.

Bislang mangelt es jedoch an aussagekräftigen Informationen und Daten, um die genannten Veränderungen und Strukturen sowie ihre Determinanten einschätzen zu können und hieraus adäquate wirtschaftspolitische Maßnahmen zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund soll die ifm-Untersuchung für das BMWi fundierte Erkenntnisse zum Gründungspotenzial von Menschen mit ausländischen Wurzeln liefern und den wirtschaftlichen und politischen Handlungsbedarf aufzeigen.


29.02.16

 

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