Publikation: Entrepreneurship, Corruption and Institutional Environment: A Cross-National Comparison of Determinants of Corrupt Behavior of Entrepreneurs in the Former Soviet Union, Central-Eastern and Western Europe - Dissertation


Dissertationsbetreuer: Professor M. Perlitz & Professor W. W. Wittmann Doktorandin: Vartuhi Tonoyan

Schädliche Auswirkungen der Korruption auf das unternehmerische Handeln sind verstärkt ins Bewusstsein der Wissenschaft und Politik gerückt: Wettbewerbsverzerrungen und ein hohes Maß an staatlichen Interventionen befördern Korruption und induzieren somit negative Effekte auf das Gründungsgeschehen und das Wachstum der Kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU). Ebenso konnten negative Auswirkungen auf das Investitionsverhalten und ausländische Direktinvestitionen in international angelegten Korruptionsstudien festgestellt werden: Korruption löst ein Klima der Unsicherheit aus, in dem private Unternehmen ihre Investitionen reduzieren. Weil Großunternehmen aufgrund der besseren finanziellen Lage und den umfangreichen sozialen Ressourcen (Netzwerke) zu den staatlichen Institutionen eher "immun" gegenüber Erpressungen staatlicher Bediensteten sind, es sind vor allem die KMU, die maßgeblich unter Korruption leiden. Vor diesem Hintergrund ist das Ziel der Dissertationsarbeit, die Ursachen und Auswirkungen der Korruption für kleine und mittelständische Unternehmen empirisch zu analysieren. Darüber hinaus sollen die Unterschiede in Korruptionsniveaus und -arten zwischen west- und osteuropäischen Ländern sowie den ehemals kommunistischen Ländern der Sowjetunion, die sich der Marktwirtschaft öffnen, empirisch untersucht werden.

Während die Korruptionsquoten in den transkaukasischen und mittelasiatischen Republiken seit längerem zu den höchsten der Welt gehören, zeigen die Ergebnisse, dass Korruption ein verbrei-tetes Phänomen auch für die neue Mitglieder der Europäischen Union ist. Westeuropäische (vor allem skandinavische) und nordamerikanische Ländergruppen (USA/Kanada) erweisen sich demgegenüber als die Ländergruppen mit vergleichsweise geringeren Korruptionsniveaus (siehe Schaubild 1).

Doch was induziert Korruption? Welche Faktoren unterstützen bzw. zwingen die Unternehmer, sich auf gesetzwidriges Verhalten einzulassen? Die empirischen Ergebnisse der Dissertation deu-en darauf hin, dass das Überleben, Erfolg und Wachstum von Unternehmen entscheidend von den institutionellen Rahmenbedingungen in Politik und Wirtschaft abhängen. Wo diese nicht ver-trauenswürdig bzw. ineffizient für die Entfaltung und Entwicklung unternehmerischen Handelns ausgestaltet sind, kommt es häufig zu Korruption. Es besteht somit ein deutlicher Zusammenhang zwischen wahrgenommener Effizienz staatlicher Institutionen und der Bereitschaft der Unter-nehmer sich auf illegale Geschäfte (Bestechung) mit den nationalen Bürokraten einzulassen. Die Tendenz, rechtliche Institutionen (Judikative) als äußerst "ineffizient" für den Schutz der Eigen-tumsrechte bzw. die Lösung wirtschaftlicher Rechtsstreitigkeiten einzustufen, welche sich am stärksten in den Ländern ehemaliger Sowjetunion zeigt, erhöht demnach die Wahrscheinlichkeit für Korruption. Auch die Haltung, dass finanzielle Institutionen (Banken und Kredithäuser) eher hemmende Auswirkungen auf die Entwicklung und das Wachstum des Unternehmens haben, führt zu höherer Bereitschaft, Schmiergelder (z.B. für rasche Beschaffung der Kredite bzw. Lockerung der Aufforderungen bzgl. Kreditsicherheiten) zu bezahlen.


08.01.09


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Prof. Dr. Vartuhi Tonoyan