Rückblick auf die UIG Tagung 2017 - UUX meets Data Science


Rund 150 Teilnehmer aus Wissenschaft und Wirtschaft konnten sich am 22. Juni über ein aufschlußreiches und innovationsorientiertes Programm zum Thema "Neue Entwicklungen in der Usability und User Experience Forschung (UUX)" freuen. Das Forschungsgebiet UUX weitet seinen Geltungsbereich kontiuierlich aus und schließt neue User Interfaces, neue Endgeräte, neue Datenquellen und neue Analysemethoden mit ein.

Von automated driving über Fortschritte bei der Sprachsteuerung, Augmented Reality Anwendungen, bis hin zu kundenzentrierten big data Anwendungen im Ecommerce Bereich. Die UIG-Tagung wurde zum vierten Mal vom UIG e.V., ifm Mannheim, KIT, Ergosign und der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes veranstaltet. Am 22. Juni konnten die Besucher der Veransaltung in den Räumen der Universität einen Blick in die Zukunft werfen.

Nach einer Einführung von Prof. Dr. Alexander Mädche vom Karlsruhe Institute of Technology und Vorsitzender des UIG e.V. sowie Prof. Dipl.-Inf. Astrid Beck von der UPA eröffnete Dietrich Manstetten, Senior Manager in der Forschung bei der Robert Bosch AG den Reigen der Vorträge. Er hielt einen packenden Vortrag über die Herausforderungen bei der Gestaltung von User Interfaces im Zusammenhang mit dem Autonomen Fahren. Hier eine Zusammenfassung der Inhalte in englischer Sprache:

Automated Driving will radically change the driver’s role from an operator of the vehicle via an observer and supervisor of the driving function to a non-acting passenger. The presentation started with a brief overview of the main concepts already realized or planed for the different levels of automation. In a second step the UX consideration of the system asked for the user’s benefit out of the automation. This might be seen in the chance for doing other tasks while driving (respectively, being driven) or even in a principle profit of gaining mobility for specific user groups. From the UX perspective the main challenges for research and technical development related to HMI and human factors were discussed. The most relevant of these questions are: 1) How can the vehicle help the driver to maintain situational awareness by managing the interplay between driving and non-driving tasks? 2) What will be the role of driver monitoring technologies predicting driver’s availability? 3) How to design a needed transition from automation back to manual driving, and how fast and correct can drivers be supposed to react? 4) Can drivers cooperate with the system during automated driving, and what kind of cooperation is needed with other traffic participants? 5) Which methods have to be used to study human factor aspects in automated driving, e.g. long-term behavior? The presentation concluded with some concrete examples out of driver monitoring research and the use of Wizard-of-Oz like methods for automated driving.

Danach hielt Sven Marten, Mitglied der Geschäftsleitung der sovanta AG aus Heidelberg einen Vortrag mit dem provokanten Titel “no UI is the next UI”. Marten ist für den gesamten Bereich Design/Innovation verantwortlich und leitet das sovanta DesignLab mit über 30 Spezialisten aus den Bereichen User Research, User Experience, Interface Design und Design Thinking. Er geht davon aus, dass die Sprachsteuerung viele der bisherigen Stuerungsmöglichkeiten ersetzen wird. Insofern geht es nun darum, diese neue Schnittstelle zu verstehen und ensprechend zu designen. Er demonstrierte die Herausforderungen der Sprachsteuerung mit Hilfe einer Live Demonstration anhand von Alexa, dem digitalen Assistenten von Amazon.

Einen nicht minder spannenden Vortrag hielten Dr. Michael Minge und Prof. Manfred Tühring von der TU Berlin. Sie stellten einen Anwendungsfall zu User Experience konformem-Design vor, indem sie bei der Gestaltung einer mobilen Applikation für Skoliose-Patienten auf neue Design Thinking Methoden und Nutzerpartizipation setzten. Die frühzeitige und systematische Einbindung zukünftiger Nutzer in die Gestaltung interaktiver Technik ist essenziell, um Produkte zu entwickeln, die erfolgreich sind und ein optimales Benutzererleben ermöglichen. Dies gilt insbesondere für Produkte, die dazu beitragen, eine Verhaltensveränderung zu motivieren, wie zum Beispiel im Bereich medizinischer oder therapeutischer Unterstützungssysteme.

Im Vortrag wurde ein Forschungsprojekt zur Verbesserung der Skoliosebehandlung bei Kindern und Jugendlichen vorgestellt, in dem das therapeutische Hilfsmittel, ein Korsett, mit einem Multisensor-Monitoring-System ausgestattet ist. Über eine Smartphone-Applikation werden therapiebezogene Daten bedarfsgerecht an die Nutzer zurückgemeldet und diese können durch verschiedene Funktionsbereiche (z.B. Wissen, Training, sozialer Austausch) ihre regulatorischen Kompetenzen stärken. Im Vortrag aufzeigt werden die verschiedenen Phasen des Entwicklungsprozesses der mobilen Applikation, ausgehend von der Erhebung von Anforderungen und der Ausarbeitung erster Gestaltungslösungen (Papier- und Klick-Prototypen) über formative Evaluationen mittels Usability-Tests und einer Anwendungsbeobachtung im Feld bis zur abschließenden Optimierung der implementierten Applikation. Insbesondere die spezielle Bedeutung einer nutzerzentrierten Entwicklungsperspektive und der stetige Einsatz partizipativer Designmethoden steht dabei im Vordergrund und soll zu Diskussionen anregen, die auch über das vorgestellte Forschungsprojekt hinausreichen.

Die weiteren Vorträge und Diskussionen drehten sich um neue User Experience Methoden, wie webbasiertes crowdeye-tracking, augmented relatiy-Anwendungen im Kontext von User Experience, Interaction Design Thinking, Design thinking Ansätze im Usability Design, Barrierefreiheit, Lean UX-Methoden, Big Data Anwendungen und User zentrierte Leistungserstellung, etc.

 

 

 


04.07.17

 

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