ifm-Beitrag zum Mittelstandsbericht 2021 der Landesregierung Baden Württemberg


Die Leistungen des baden-württembergischen Mittelstands bewegen sich nach wie vor auf hohem Niveau, aber die betriebliche Entwicklung zeigt eine gewisse Spreizung: Denn die wirtschaftlich treibenden Kräfte und auch die Beschäftigtenzugewinne kamen in den letzten Jahren eher bei den mittleren und größeren Unternehmen zur Geltung. Demgegenüber haben vor allem die Kleinstbetriebe, Soloselbständigen und Neugründungen spätestens seit 2015 relativ an Bedeutung verloren. Diese Gewichtsverlagerung ist nicht nur in Baden-Württemberg, sondern bundesweit und gleichzeitig in einem breiten Spektrum an Branchen zu beobachten. Und sie ist nicht allein das Ergebnis der Pandemie, denn eine Verlangsamung des Wachstums „von unten“ war teils schon in den Vorjahren zu konstatieren. Gleichwohl wurde die wirtschaftliche Entwicklung im Mittelstand in hohem Maße durch die Begleiterscheinungen der Covid-19-Krise überschattet, deren Auswirkungen derzeit noch nicht in vollem Umfang abzuschätzen ist – zumal der Krieg in der Ukraine weitere Belastungen nach sich zieht.

Die genannten Beobachtungen reflektieren einen Ausschnitt der datenbasierten Analysen von Michael Woywode, René Leicht und Ralf Philipp und finden sich als ergänzender Beitrag des ifm Mannheim im aktuellen Mittelstandsbericht der Landesregierung. Die Expertise fokussiert auf die Entwicklung seit Anfang der letzten Legislaturperiode. So interessierte vor dem Hintergrund der nachlassenden Gründungsdynamik unter anderem, wo und auf welchen Wegen sich welche Menschen für eine berufliche Selbständigkeit entscheiden. Beispielsweise ist entgegen dem Gesamttrend die Zahl der Gründungen im Nebenerwerb in den letzten Jahren gestiegen. Dies ändert jedoch nichts daran, dass der Selbständigenbestand im Südwesten seit 2015 etwas stärker als in Deutschland insgesamt rückläufig ist. Im Vergleich mit anderen Bundesländern nimmt Baden-Württemberg hinsichtlich der Selbständigenquoten einen Rang im Mittelfeld ein.

Bei allem interessiert zudem, inwieweit der demographische und soziale Wandel in der Gesellschaft auch im Mittelstand sichtbar wird. Diversität gilt als Triebkraft ökonomischer Entwicklung, weshalb sich der Blick vermehrt auf die unternehmerischen Aktivitäten von Frauen und Zugewanderten richtet, die bislang einen weit schwierigeren Zugang zu beruflicher Selbständigkeit erfahren. Hier ruhen weiterhin nur unzureichend ausgeschöpfte Potenziale, denn der Frauenanteil an den Selbständigen des Landes ist seit 2016 eher rückläufig und die Selbständigenquote ist nach wie vor nur halb so hoch wie die der Männer. Eine tendenziell ähnliche Entwicklung ist auch unter den Zugewanderten und ihren Nachfahren festzustellen. Zwar ist die Zahl der Selbständigen mit Migrationshintergrund seit 2015 leicht gestiegen, aber bei gleichzeitig stärkerem Zuwachs der abhängigen Beschäftigung ist die Selbständigenquote von Migrantinnen und Migranten zurückgegangen und liegt damit weiterhin ein gutes Stück unter dem bundesweiten Durchschnitt.

Die Strukturanalyse des Mannheimer Instituts für Mittelstandsforschung für den Mittelstandsbericht des Landes steht zum Download bereit und findet sich auf den Seiten 19-30 des Gesamtberichts.


24.04.22

 

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