Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Migrantenunternehmen


Das ifm wurde beauftragt, mit einer repräsentativen Befragung unter Migrantenunternehmen die Relevanz von Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu untersuchen und die Unterstützungsbedarfe zu identifizieren.

Noch immer sind die Menschen in der Arbeitswelt mit hohen Hürden konfrontiert, wenn es darum geht, die Betreuung
von Kindern oder die Pflege von Familienangehörigen mit den beruflichen Verpflichtungen in Einklang zu bringen.
Dies ist nicht nur eine Bürde für die Familien. Auch aus gesellschaftlicher Sicht ergeben sich mannigfaltig Gründe, diesen Konflikt zu verringern. Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine wesentliche Bedingung für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern am Erwerbsleben und gleichzeitig eine Voraussetzung dafür, dem schrumpfenden Erwerbspersonenpotenzial zu begegnen.

Neben dem Ausbau der Betreuungsinfrastruktur erfordert dies auch eine familienfreundliche Unternehmenspolitik,
weshalb staatliche Initiativen zudem auf die Mitwirkung der Wirtschaft angewiesen sind. Dort wurden die Herausforderungen zumindest erkannt: Dem Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit (BMFSFJ) zufolge schreibt „die große Mehrheit“ der Unternehmen einer Lösung des Vereinbarkeitsproblems hohe Bedeutung zu. Mit Blick auf den beklagten Fachkräftemangel dürften hier wenigstens zum Teil Überlegungen beigetragen haben, die Arbeitsbedingungen für Beschäftigte mit Familienpflichten attraktiver zu gestalten.

Allerdings weist die Breite und Intensität, mit welcher Maßnahmen zur Familienfreundlichkeit angegangen werden, noch große Lücken auf. Unzulänglichkeiten im betrieblichen Engagement dürften nicht nur auf den mangelnden Willen, sondern häufig auf die spezifischen Bedingungen zurückzuführen sein, denen Unternehmen bei der Verfolgung einer familienfreundlichen Personalpolitik unterworfen sind. Mehrere Studien belegen, dass der Bewusstseinsstand, die Informiertheit sowie die Art und der Umfang an betrieblichen Aktivitäten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf in engem Zusammenhang mit den internen Strukturen und dem Umfeld der Unternehmen zu sehen sind.

Vor diesem Hintergrund empfiehlt sich ein Blick auf die Unternehmenslandschaft und den Wandel, der sich hier in jüngerer Zeit vollzogen hat. Dies nicht zuletzt, weil die Akteure dort „abgeholt“ werden müssen, wo sie in Bezug auf ihre Einstellungen und arbeitsorganisatorischen Möglichkeiten stehen. Von Interesse sind Unternehmenstypen und -segmente, die sich besonders dynamisch entwickeln und möglicherweise Anlass geben, die Ausrichtung  familienpolitischer Initiativen neu zu adressieren. Dies betrifft vor allem die Unternehmen von Migrantinnen und Migranten. Die Zahl an Selbständigen mit Migrationshintergrund ist in den letzten zehn Jahren um 77% und damit fast fünfmal so stark gestiegen wie die der einheimischen Unternehmer/innen. Zwischenzeitlich wird in etwa jedes sechste bis siebte Unternehmen in Deutschland von einer Migrantin bzw. einem Migrant geführt. Zwar handelt es sich hierbei überwiegend um äußerst kleine Unternehmen, doch stellen sie im Aggregat einen beständig wachsenden Anteil an allen Beschäftigten. Nach Schätzungen des ifm Mannheim haben zwischenzeitlich rund zwei Millionen Beschäftigte in Deutschland eine Arbeitgeberin oder einen Arbeitgeber mit Migrationshintergrund.

Bislang ist nicht bekannt, in welchem Maße Migrantenunternehmen das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf reflektieren und in welcher Weise sie den Work-Life-Konflikt auf betrieblicher Ebene kompensieren. Daher wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine repräsentative Befragung von über 1.000 Migrantenunternehmen durchgeführt. Ziel war es, herauszufinden, inwieweit die Unternehmen von Migrantinnen und Migranten von der Vereinbarkeitsproblematik betroffen sind, welche Bedeutung sie einer Lösung beimessen und ob bzw. welche Maßnahmen sie ihren Beschäftigten zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf anbieten und welche Bedürfnisse sie haben, um eine familienfreundliche Personalpolitik umzusetzen

Projektleitung: Dr. René Leicht
Projektbearbeitung: Stefan Berwing, Lena Werner, Ralf Philipp
Auftraggeber: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
Laufzeit: Juli 2012 bis Dezember 2012

Veröffentlichungen

Leicht, René / Berwing, Stefan / Philipp, Ralf / Werner, Lena (2013): Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Migrantenunternehmen in Deutschland. Ergebnisse einer repräsentativen Befragung, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin


News

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Parallel zum Integrationsgipfel wurde nunmehr die vom ifm Mannheim im Auftrag des Bundesfamilienministeriums erstellte Studie zur "Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Migrantenunternehmen" der Presse vorgestellt. mehr...
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